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Was für ein Mensch bist du?

  • Marian Rudnik
  • 27. Jan. 2018
  • 6 Min. Lesezeit

Mein Ziel dieses Postings ist es, euch einen guten Eindruck davon zu vermitteln, wie ich denke und warum ich manche Dinge tue - im richtigen Leben aber auch bei der Erreichung meines 10-jahres-Plans. Der Plan, der einige Eigenschaften erfordert, einige meiner Eigenschaften. Wahrscheinlich liegt darin auch der Grund für meine Trading-Leidenschaft - weil genau dort meine für mich typischen Eigenschaften und Charakterzüge gefordert sind und gefördert werden.

Deshalb auch dieses sehr ehrliche und persönliche Posting. Es beinhaltet eine Fülle an Fragen, die tagtäglich in meinem Kopf herumschwirren und euch vielleicht auch zum Nachdenken anregen.

Die Frage aus der Überschrift stelle ich mir in letzter Zeit immer öfter und das Resultat ist ein weiterer, ziemlich persönlicher Beitrag.

Wer bin ich? Was charakterisiert mich? Welche Eigenschaften habe ich?

Als Einleitung zu diesem Thema möchte ich einfach einmal ein paar der Attribute aufschreiben, die mich so beschreiben, wie ich mich sehe:

perfektionistisch ehrgeizig zurückhaltend nachdenklich unsicher durchgeplant genau zielstrebig schnell genervt sachlich

überlegt emotional angespannt ungeduldig

vorausschauend abwägend entscheidungsscheu wütend sensibel

freundlich abwartend offen enthusiastisch. gelassen

Diese Liste lässt sich natürlich noch weiterführen, verrät aber spontan aufgeschrieben die wichtigsten meiner Eigenschaften.

Auffällig sind die Widersprüche innerhalb der Aufzählung.

sachlich - emotional

zurückhaltend - enthusiastisch

ungeduldig - abwartend

Diese Beispiele sind jedoch nur auf den ersten Blick widersprüchlich - während ich in den einen Lebenslagen auf die eine Art reagiere, können in anderen Situationen völlig konträre Züge auftreten oder manchmal sogar beide zusammen.

In meinem Job als Pilot sind viele Kriterien der einen Seite gefragt. Wenn es um das Fliegen geht bin ich sachlich, ich möchte jeden Flug von Start bis zur Landung perfekt absolvieren - manchmal sogar schon etwas zu perfekt - und plane alles sehr vorausschauend. Ich würde mich, und das soll nicht eingebildet rüberkommen, als guten Piloten bezeichnen.

Auf der anderen Seite bin ich im Privatleben sehr emotional, in Dingen, die mich interessieren sehr zielstrebig, von Dingen die mir lästig sind eher schnell genervt und ungeduldig.

Also sind es nicht nur rollenabhängige Unterscheidungen, die verschiedene Eigenschaften hervorrufen (Arbeit - Privatleben), sondern auch Situationen innerhalb einer Rolle (verschiedene Situationen innerhalb des Privatlebens zum Beispiel).

Ich würde schätzen, dass in jeder Liste, von jeder Person, sich ähnliche persönliche Eigenschaften wiederfinden. Nur an welchen Orten, zu welchen Zeitpunkten und in welchen Konstellationen diese angewandt werden, darin unterscheiden sich Menschen.

Bin ich anders?

Als nächsten Schritt an meinen "nachdenklichen Tagen", überlege ich mir immer, worin ich mich denn zu anderen Leuten unterscheide.

In meinem Beruf habe ich über die Jahre mit sehr vielen verschiedenen Leuten zusammengearbeitet, mit denen ich auch einige verschiedene Gesprächsthemen abgearbeitet habe. Das nennt man dann, denke ich, "Lebenserfahrung", auch wenn ich erst knapp 30 Jahre alt bin und ich frage mich oft, ob ich überhaupt in diese Welt passe und was mein Platz in ihr ist.

Wenn ich alles reflektiere, gibt es manche Attribute, die mich eindeutig unterscheiden, so mein Eindruck und mir auch manchmal das Gefühl gebe, dass ich anders bin, wobei ich natürlich viele Leute nur oberflächlich beurteilen kann.

Es gibt eine Richtung von Menschen, der mir immer wieder begegnet. In meinem Job aber auch außerhalb.

Es geht in Gesprächen um verschiedene Dinge, um banale Dinge, um Arbeiten, die erledigt werden und wie sie erledigt werden. Um Flexibilität. Um Ansichten und das Nachdenken.

Der Trott der eigenen Handlungen wirkt sich auch auf die Entfaltungsfähigkeiten der Gedanken aus.

Passe ich in diese Welt?

Unsere Belegschaft in der Firma war fast ausnahmslos solidarisch und wir haben geschlossen unsere Streiks durchgezogen, um gemeinsam für unsere Tarifverträge einzustehen.

Trotzdem gab es Gespräche, Ansichten, Übertreibungen und Unwahrheiten, die ich von Kollegen mitbekommen habe, vereinzelt zwar, aber es gab sie. Eine andauernde Schwarzmalerei, die mich nervt. Ich hätte mich den Gesprächen und den Forumseinträgen in unserem internen Forum natürlich entziehen können, aber ich möchte wissen, was meine Kollegen denken, schließlich sind wir ja alle solidarisch.

Aber gibt es nur schwarz und weiß? Die Firma hat viel falsch gemacht. Eindeutig, aber übertrieben es die Kollegen nicht auch mit ihren Äußerungen? Endet das andauernde negative Geschreibe nicht irgendwann in einer Unglaubwürdigkeit?

Lag ich beim Streik vielleicht auch falsch? Schließlich sehe ich ja so auch schon vieles anders. Habe ich irgendetwas nicht genau genug durchdacht? Bin ich dort auch unflexibel und blind für etwas Neues gewesen und hätte es auch anders sehen müssen als der Rest?

Diese Sichtweisen und Eigenschaften einiger Kollegen und Mitmenschen stimmen mich jedesmal nachdenklich und bringen mich dazu vieles zu hinterfragen. Im Endeffekt aber habe ich, zumindest die Entscheidung zum Streik auch nach mehrmaligem Nachdenken niemals bereut und stehe weiterhin voll dahinter.

Wie gesagt: Einzelfälle und nicht zu pauschalisieren, aber es bleibt hängen.

Auch die Leute außerhalb meiner Firma lösen ein Nachdenken bei mir aus, ob ihrer sich völlig zu meiner unterscheidenden Ansichten und Problemlösungen.

"Alles mit Kreditkarte zu zahlen ist gefährlich, da wirst du zum gläsernen Menschen."

"Die Merkel muss endlich weg, die ist eine Katastrophe!"

"Die Steuern sind viel zu hoch, da bleibt ja kaum was über!"

Diese Beispiel-Sätze sind an und für sich ja sogar nachvollziehbar, aber haben sich diese Leute überhaupt mit den Auswirkungen von Steuersenkungen auseinander gesetzt? Ist die Merkel wirklich eine Katastrophe?

Wurden die Themen überhaupt neutral und sachlich beleuchtet? Falls ja, dann dürfen die Behauptungen, dass Merkel eine schlechte Kanzlerin ist und die Steuern zu hoch sind gerne getätigt werden. Andernfalls sollte bedacht werden, dass eine Aussage ohne passendes Wissen oder zumindest weitreichende Gedanken dazu immer etwas dünn ist. Zumindest ist es mir zu dünn.

Der H&M Skandel

Letztens gab es einen riesen Aufschrei, weil H&M eine Werbung veröffentlicht hat, in der ein dunkelhäutiger Junge einen Pullover mit dem Schriftzug "Cooles Monkey in the Jungle" präsentierte.

H&M wurde als rassistisch betitelt, sehr, sehr viele Leute waren empört und es gab sogar Ausschreitungen in einem südafrikanischen H&M Laden, der von Schwarzen auseinander genommen wurde.

The Weeknd (ein sehr bekannter Musiker) kündigte daraufhin seinen Werbevertrag mit H&M.

Als ich das hörte stieg die Wut in mir hoch und ich frage mich, ob die Leute eigentlich noch selbst nachdenken oder nur getrieben sind von den Medien und deren Meinungsbild. Ich war aber nicht wegen des Pullovers oder H&M wütend.

Keine Frage, die Kombination des Pullovers und des schwarzen Jungens ist sehr unglücklich, aber ist das rassistisch? Ist es nicht eher bemerkenswert, dass anscheinend der Werbespezialist von H&M sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hat, dass ein schwarzer in Verbindung mit Affen und dem Dschungel rassistisch sein könnte? Der den Spruch einfach nur als ein lustiges Bild darstellen wollte ohne irgendeine Verbindung zu dunkelhäutigen Menschen?

Was dem ganzen für mich noch die Krone aufgesetzt hat, war die Aktion von "The Weeknd". Der dunkelhäutige Musiker hat es zumindest als rassistisch aufgefasst. OK. Aber hat ihm vorher noch keiner gesagt, dass H&M seine Ware billig irgendwo in der dritten Welt produzieren lässt, in Fabriken, die von Menschenrechten sicherlich noch nicht viel gehört haben?

Was soll diese Doppelmoral? Die Leute feiern ihn dafür, dass er den Werbevertrag aufgelöst hat, aber wie viele fanden es zweifelhaft, dass er den Vertrag überhaupt eingegangen ist? Mit Sicherheit weitaus weniger.

Ich möchte es auch gar nicht wertend sagen, ob der The Weeknd jetzt ein schlechter Mensch ist, weil er einen Vertrag mit H&M hatte oder, das ich ihm verbiete, dass er sich rassistisch beleidigt fühlt, aber die Doppelmoral nervt mich sehr.

Wäre es nicht eine viel bessere Aktion gewesen, wenn er genau diesen Pullover beim nächsten Auftritt angezogen hätte. Das wäre meiner Meinung nach ein Zeichen gegen Rassismus gewesen und hätte den Rassisten dieser Welt den Wind aus den Segeln genommen. Es hätte gezeigt, dass niemand einen Affen mit einem schwarzen Menschen assoziiert.

Warum denken die Menschen nicht mal selbst nach? Warum immer diese Doppelmoral, diese Scheinheiligkeit? Warum die Terroranschläge auf aller Welt betrauern und sich zwei Wochen später vor dem Stadion die gegnerischen Fans oder in Hamburg die Polizei mit Steinen bewerfen?

Klar sind das Ausnahme-Fälle, es gibt aber auch alltägliche Beispiele:

Darf die BILD-Zeitung eine Spendenaktion mit dem Ziel starten, Menschen in Not zu helfen, obwohl die Reporter selbst versuchen jeden Tag einen anderen mehr oder weniger Prominenten durch den Dreck zu ziehen und sogar schon Leben zerstört hat?

Oder darf in den Nachrichten auf RTL mit trauriger Begleitmusik dargestellt werden, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander geht und die schlechte Bildung als ein Grund dafür aufgeführt wird, während parallel auf RTL2 Frauentausch läuft, was die Bevölkerung quasi zur Verblödung zwingt?

Scheinbar ja, denn wenn sich mehr Leute diese Fragen stellen würden, würde das Konzept der Medien wohl nicht so funktionieren.

Warum haben ein paar deutschsprachige Spieler vom BVB den Beitrag auf Instagram geliked, in dem Aubameyang seinen Unmut über einen Reporter kundtut, weil er sich von ihm durch einen Übersetzungsfehler rassistisch beleidigt fühlt. Hätten sie ihm nicht lieber erzählen können, dass der Begriff "Affenzirkus" ein Wort aus dem deutschen Sprachgebrauch ist, dass keineswegs rassistisch belegt ist?

Ich möchte betonen, dass ich nicht den Weltverbesserer spielen möchte, auch wenn mir bewusst ist, dass dieses kurze "Auskotzen" so wirken kann und ich weiß auch, dass es immer Extremfälle und aber auch mindestens genau so viele Gegenbeispiele gibt. Auch möchte ich es nicht so wirken lassen, dass meine Ansichten und Denkweisen die besten sind, sondern, dass sie oftmals anders sind oder zumindest, dass ich versuche immer weiter in die Tiefe zu gehen.

Wahrscheinlich wäre es einfacher nicht so viel Energie dadurch zu verschwenden, die Unterschiede zu anderen herauszufinden, sondern einfach zu wissen, wie ich meine Eigenschaften am besten nutzen kann. Ich werde weiterhin versuchen weitsichtig und nachdenklich zu sein, hinterfragend, ambitioniert und noch vieles mehr, denn das kann mir beim Trading und auch für mein Leben ein entscheidender Vorteil sein. Die differenzierte und etwas andere Denkweise, das Bestreben immer neugierig und wissbegierig zu sein, das eröffnet mir die Möglichkeiten mein Trading weiterzuentwickeln.

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