
- DAS ZIEL -
Zahlenspiele
Eine Million in 10 Jahren. Klingt doch gut oder? Ich bin zwar kein Journalist aber trotzdem weiß ich natürlich, dass man manchmal Schlagzeilen braucht, die Aufmerksamkeit erregen. So auch hier. Allerdings ist das nicht nur eine typischerweise leere Hülle bestehend aus Worten sondern mit durchdachter Substanz gefüllt.
Natürlich kann ich nicht heute einen Euro investieren und hab mit meiner Anlagestrategie in 10 Jahren mit diesem einen Euro einen Millionär aus mir gemacht.
Vielleicht klingt es besser, und das habe ich auch in meinem allerersten Blog-Eintrag so genannt, wenn ich sage, ich möchte in 10 Jahren ein Vermögen von einer Million haben. Da eingerechnet sind auch die Geldflüsse von meinem Gehaltskonto in das Aktiendepot.
Um das mal mit konkreten Zahlen zu untermauern:
Jedes Jahr habe ich vor ca. 30.000€ in das Depot fließen zu lassen. Am Ende meiner 10-Jahres-Spanne möchte ich dann diesen Einzahlungen (300.000€) einen Trading-Gewinn von 600.000€ entgegenstellen. Das heißt, ich möchte also jeden Euro, den ich in das Depot einzahle, verdreifachen. Dann habe ich meine Million. Naja zumindest fast. Alle erwähnten Zahlen sind sowieso nur ein grober Wert und auch die Million ist nur ein Richtwert, denn wie fing ich diesen Artikel an? Ein Thema braucht manchmal eine Schlagzeile!
Meine Börsengeschichte - Von den Anfängen bis heute
Genug zu den Zahlenspielen. Die Kategorie heißt zwar, „DAS ZIEL“, ich möchte euch aber auch näher bringen, wie es überhaupt dazu kam. Wieso setze ich mir ein Ziel? Wieso eine Million? Und ist das überhaupt realistisch?
Den Laptop auf dem Schoß überlege ich, wie weit vorne ich wirklich anfangen soll von mir zu erzählen und realisiere, dass wirklich viele Details meiner bisherigen Trading Erfahrungen wichtig sind, um diese eigentlich relativ einfachen Fragen zu beantworten.
Was sich ziemlich kurzfassen lässt sind meine ersten Berührungen mit der Börse. Mein Vater hatte in meiner Kindheit schon viel mit Aktien zu schaffen und war auch stolzer Besitzer der T-Aktie. Das war auch das erste, woran ich mich erinnere und irgendwie hat es mich gepackt. Damals erklärte er mir, dass er sich jetzt die neue Aktie der Telekom kauft und das alles ziemlich spannend ist. Anscheinend hatte das gereicht, denn als die Aktie dann am Markt war, saß ich, und teilweise höre ich im Hintergrund immernoch die Stimmen der Schauspieler im Hintergrund, vor dem Fernseher mit geöffnetem Videotext und dem pixeligen Chartbild der T-Aktie. Es waren einfach nur Zahlen, die ich selbst nicht verstand, geschweige denn verstand ich, wie überhaupt die Börse funktionierte. Irgendwie war das trotzdem fesselnd für mich.
So strichen die Jahre ins Land und immer wenn mein Vater in der Börsenzeitschrift blätterte und mir die grünen Kaufempfehlungs-Smileys entgegenzwinkerten, fühlte sich das interessant an und ich bat meinen Vater mir „eine Aktie davon“ über sein Depot zu kaufen. Dass die Kaufgebühren teurer waren als die eine Aktie selbst wusste ich natürlich noch nicht. Es war mir dort schon klar, dass ich irgendwann selbst mein ganz eigenes Depot haben möchte und mir alle tolle Firmen mit ganz vielen grünen Zeitschrift-Smileys kaufen würde.
Realisierbar wurde es dann mit meinem ersten Gehalt. Das war im Jahre 2011. Ich beendete meine Pilotenausbildung bei einer deutschen Airline und bekam das erste Gehalt überwiesen. Was für ein Gefühl!
Allerdings erst zwei Jahre danach eröffnete ich mein Depot und kaufte meine ersten Aktien. Ohne Plan und Verstand. Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich meine, es war die Aktie von SHS Viveon, die mir ein Freund empfahl, nachdem sie sich in kurzer Zeit verdoppelt hatte. Was die Firma genau machte? Das weiß ich doch nicht, hauptsache ich verpasste den steilen Anstieg nicht und war mit dabei! Nach dem Kauf schaute ich gefühlt alle 10 Minuten auf den aktuellen Kurs und Tag für Tag bohrte er sich über mehrere Monate weiter und weiter ins Minus. Nach diesem Plan tätigte ich meine weiteren Investitionen. Also nach keinem Plan. Jeder Kauf wurde nach Lust und Laune getätigt oder weil ein Experte mich mal wieder überzeugt hatte.
Es vergingen 3 Jahre und mein Minus summierte sich auf 15.000€. Das nennt man dann wohl ein Paradebeispiel für Lehrgeldzahlung und ich verlor den Glauben an die Börse und an mich, denn DAX, TecDAX und wo ich noch so meine Kohle reinsteckte, stiegen im gleichen Zeitraum alle. Dieses Lehrgeld spornte mich dann dazu an, mich genauer mit der Börse und dem Trading zu beschäftigen und nicht mehr die Opferrolle inne zu haben.
Ich las Bücher. Eins davon beschäftigte sich mit Warren Buffet. Alle Bücher verfolgen eine andere Strategie. Warren Buffet schwört bekanntlich darauf, zu investieren und dann ein paar Jahre einfach nichts zu tun. Das war mein erstes Buch und echt gut als Einstieg. Was mich dann aber etwas mehr reizte, waren Bücher über Charttechniken, besonders der Trendfolgeansatz. Mehr dazu in meinen Blogs.
So eignete ich mir immer mehr Wissen an und erlebte dennoch immer wieder Rückschläge. Die Disziplin, sich nicht emotional aufwühlen zu lassen durch schlechte Käufe und Verkäufe und irrational zu handeln. Verdammt schwer für mich. Etwas zu tun, mit dem Wissen, dass es falsch ist. Aus Wut. Aus Rachelust. „Der Börse werde ich es zeigen!“.
Das Gefühl,was man auch nach dem Verlieren im Casino hat, das Gefühl schnell sein Geld wieder rein holen zu wollen, mit der Brechstange und mit mehr Risiko als zuvor.
Aus vielen Büchern hab ich erfahren, dass ich damit nicht alleine bin und das das größte Problem vieler Börsenaktiver ist. Mittlerweile wird es bei mir besser und besser, bzw. die Rückschläge werden weniger. Das Lernen aus Fehlern ist hilfreich aber teilweise sehr anstrengend, die Resultate gaben Kraft.
Die Gewinnschwelle und Zielsetzungen - Mein Lebensplan
Ende 2016 fing ich dann an nach bestimmten charttechnischen Marken zu handeln und es ging langsam bergauf. Positiv gestimmt setzte ich mir ein Ziel. „Ende 2017 möchte ich meinen Verlust, den ich die letzten 3 Jahre angehäuft auf 0 bringen“. Zur Erinnerung, das waren 15.000€. Meine Depotgröße betraf im Dezember knapp 70.000€. Meine Rendite müsste also 20% betragen um auf 0 zu kommen. Für mich ziemlich größenwahnsinnig, besonders mit der Vorgeschichte, aber wie gesagt, durch meine neue Strategie war ich etwas euphorisch.
Das Jahr begann und die Kurse stiegen und ich kam meinem Jahresziel näher und dann im Juni oder Juli war es so weit. Mein Depot war im Plus. Wahnsinn! Was für ein Gefühl. Ab sofort musste ich mir nicht mehr sagen „Ja gut, normal hätte ich 15.000€ mehr auf dem Konto“ und hatte nicht mehr das Negativgefühl des Geldverbrennens präsent, wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass die Börse im Allgemeinen in 2017 einen starken Aufschwung erlebte.
Mit Erreichen der Gewinnschwelle und Erreichen meines Jahresziels machte mir mein Hobby mehr Spaß denn je und ich befasse mich seitdem täglich mit der Börse. Ich lese Quartalsberichte von Unternehmen, schaue Videos über Aktienkurse und versuche generell mich immer weiter zu entwickeln und gute Aktien zu finden. Je wichtiger mir mein Hobby wurde und wird desto weiter verschiebt sich mein bei vielen als Traumjob betitelter Beruf in Richtung Arbeit und nun sind wir an dem Punkt um die Brücke zu meinem ZIEL zu schlagen.
Ziele sind wichtig im Leben und ich persönlich bin ein Typ, der sich immer überlegt, was er aus seinem Leben machen möchte. Was er noch erwarten kann und was er erreichen möchte. Deshalb kam ich zu dem Schluss, mich neben meinem Job auch weiterhin auf mein Hobby zu fokussieren, das glücklicherweise auch noch einen Verdienst mit sich bringt und überlegte, ob es theoretisch möglich wäre, unabhängig von seinem Job, vom Trading leben zu können. Die Antwort lautete ganz klar: „Nein!“
Warum? Man muss es sich nur mal vorstellen, genau wie ich es auch tat: Ich kündige meinen Job, nur weil ich ein Jahr erfolgreich getradet habe, und dann läuft es nicht mehr an der Börse. Das ist kein Leben und sehr belastend für mich. Ähnlich wie das Leben eines Pokerspielers mit dem Druck Gewinne einfahren zu müssen und mit dem Wissen der Unmöglichkeit das fortlaufend, kontinuierlich zu schaffen. Pokerprofi zu werden war ganz nebenbei auch ein Traum von mir in der Abi-Phase, aber das ist ein anderes Thema.
Meine Überlegung ging weiter in die Richtung, wie ich trotzdem meine Situation anders nutzen konnte und ich kam auf eine Idee.
Trading geht für mich nicht aber was ist mit der Dividendenstrategie? Ein kompletter Gegensatz zum Trading-Ansatz, das war mir klar. Manche Unternehmen zahlen jährlich eine Art Zinsen an die Aktieninhaber. Es gibt darunter Aktiengesellschaften die eine sehr konstante Dividendenpolitik haben. Man findet einige gute Unternehmen mit einer Dividenden-Rendite von 4-5% im Jahr. Als Beispiel: Ist man in Besitz von Aktien im Wert von 10.000€ und die ausgeschüttete Dividende beträgt 5%, dann bekommt man pro Jahr 500€ an "Zinsen" überwiesen. Man spricht dann von einer Dividendenstrategie, wenn Anleger das Hauptaugenmerk darauf legen, ihren Gewinn größtenteils mit Dividenden zu erwirtschaften. Der Vorteil: Man investiert kaum Zeit, denn man hält diese Aktien in der Regeln für eine sehr lange Zeit und deshalb sind Investoren auch Kursausschläge in die eine- und in die andere Richtung nicht von großer Bedeutung.
Also überlegte ich mir, wie viel Geld man bräuchte um davon Leben zu können und nun kommt der Punkt, worauf dieser gesamte Text abgezielt hat: Für meinen Lebensstil rechnete ich mir einen Depotbetrag von einer Million Euro aus. Mit dieser Million hätte ich jedes Jahr 40.000€ netto und könnte meinen eigentlichen Job auf ein Minimum begrenzen und deutlich weniger arbeiten.
„Das ist doch mal ein Ziel!“, zwinkerte ich mir, wie auch immer, selbst zu. Eine schöne Vorstellung und es ist gut durchdacht und auch realistisch. Damit das klappt müsste ich ca. 15% Gewinn machen jedes Jahr. Ob ich das schaffe? Ich habe keine Ahnung! Vielleicht klappt es auch erst in 15 Jahren oder in 20.
Was ich nun aber, wie schon angedeutet, habe, ist ein Ziel und einen Plan, wie ich dieses Ziel erreiche und das ist mir sehr wichtig in meinem Leben.
Vielleicht folgt ihr mir auf dem Weg dahin mit diesem Blog!
Marian