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Meine erste Hauptversammlung - Wirecard

  • Marian Rudnik
  • 24. Juni 2018
  • 6 Min. Lesezeit

Eigentlich hatte ich mir auch schon die letzten Jahre vorgenommen, einmal auf eine Hauptversammlung zu gehen, auf der Vorstand und Aufsichtsrat vertreten sind und über die aktuellen Entwicklungen der Firma referieren, sowie sich den kritischen Fragen der Aktionäre stellen.

Aus verschiedenen Gründen bin ich bisher nie dazu gekommen solch einer Versammlung beizuwohnen.

Dieses Jahr habe ich mir aber extra den Tag in meinem Dienstplan geblockt, damit es endlich klappt.

Das Prozedere ist immer so, dass man eine Einladung des jeweiligen Unternehmens bekommt, die es einem dann ermöglicht seine Eintrittskarte zu bestellen.

So tat ich es dann auch und zwei Tage vor der HV (Ich schreibe von jetzt an anstatt Hauptversammlung nur noch HV - Das Wort ist einfach zu lang) bekam ich mein Ticket.

Leider ist es im Falle von Wirecard so, dass die HV jedes Jahr in München stattfindet, was im Hauptsitz der Firma begründet ist, der sich in Aschheim, nähe München, befindet. Dies ist auch einer der Gründe, die es die letzten Jahre schwierig gemacht hatte dort vorbeizuschauen.

Auf Grund meines Lufthansa-Jobs bekomme ich glücklicherweise günstigere Preise auf Flugtickets - auch bei anderen Airlines - und, da Eurowings ja sogar von Dortmund nach München fliegt, habe ich den Flug einer Bahnfahrt vorgezogen.

Am 21.06. war also der Tag meiner ersten HV. Um 10 vor 5 Uhr morgens riss mich mein Wecker aus dem Schlaf, denn der Flug nach München sollte schon um 6:25 vom Gate losrollen. Mein Vater fuhr mich netterweise zum Airport, eine 15-minütige Autofahrt.

Ich war schon Ewigkeiten nicht mehr dort - der Flughafen ist zwar immer noch ziemlich klein und damit auch sehr unkompliziert, mit den Filmaufnahmen von Bang Boom Bang, die aus dem Jahr 1999 sind, hat das aber nicht mehr viel zu tun.

Alles lief planmäßig, ich bekam einen Platz in der letzte Reihe, die nicht voll besetzt war und der Flug hob pünktlich Richtung München ab. Die Hälfte des Fluges holte ich etwas Schlaf nach, die andere Hälfte schreckte ich von der lauten, sehr hohen Lache meines Sitznachbarn auf.

Wir parkten am neuen Terminal in München und ich musste mit der Tief-Bahn in das andere, alte Terminal gefahren werden, von wo aus ich dann mit der S-Bahn Richtung Stadt fahren musste.

Der Flughafen und die Stadt liegen ziemlich weit auseinander, weshalb der Trip mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof dementsprechend knapp 45 Minuten dauerte, mit dem Transrapid wäre das ja laut Ede Stoiber "in 10 Minuten" möglich gewesen, gefolgt von einer kurzen U-Bahn-Fahrt.

Um 9 Uhr war Einlass und um 10 Uhr sollte die HV starten. Ich war um ca. halb 10 vor Ort, bekam meinen Stimmzettel und aß ein Brezel mit Butter. Der Hunger und die Müdigkeit zerrten an mir und ich setzte mich schon als einer der ersten in den Saal, der geschätzt für knapp über 500 Leute Platz bot und sich auch nach und nach fast komplett füllte.

Was mir schon mit Betreten des Gebäudes auffiel war der hohe Altersschnitt unter den Teilnehmern. Natürlich war die Versammlung unter der Woche, zu einer Zeit, in der Leute mit gängigen Arbeitszeiten verhindert sind, aber mit ein paar mehr Leuten in meinem Alter hätte ich schon gerechnet und zum anderen erstaunte mich bei einem sehr innovativen und technischen Unternehmen, wie es Wirecard ist, die Anzahl der Leute über 70 Jahren schon. Wahrscheinlich habe ich immer das Bild vor Augen, dass beispielsweise im Supermarkt fast ausschließlich jüngere Leute ihre Einkäufe mit Karte zahlen, in einem Land, das ja sowieso noch von Bargeld geprägt ist.

Zum Schluss fanden sich dann auch der Wirecard Aufsichtsrat, Vorstand und noch ein paar andere, wichtige Leute ein und eröffneten die HV mit einer Erklärung des Ablaufs.

Beginn der Hauptversammlung

Danach ging es sofort mit dem Vortrag von

Dr. Markus Braun, dem CEO der Wirecard AG, los, der, begleitet von einer Power-Point-Präsentation, die wichtigsten Kennzahlen des Jahres 2017 auf die Wand projizierte und im Folgenden auf die aktuellen Entwicklungen und den Ausblick auf die kommenden Jahre einging.

Alles in allem war dieser Vortrag sehr interessant, wobei mir das meiste davon schon bekannt war und wenig Neues erzählt wurde.

Ein Punkt, den ich zwar schon kannte, der aber bei mir hängen geblieben ist und noch mehr wirkt, wenn man ihn persönlich durch den CEO hört, war die Erläuterung, dass die Entwicklung der vergangenen Jahre zwar ein rasantes Wachstum aufweist, man aber trotzdem mit Wirecard in Zukunft noch viel mehr Wachstum sieht. Es gibt keine absolute Zahl, die ein Wachstum als beendet kennzeichnet, wenn die Voraussetzungen stimmen. Selbst Amazon und Google sind weiterhin Wachstumswerte, auch wenn sie absolut gemessen schon riesengroße Unternehmen sind. Herr Braun beschrieb das mit der Metapher, dass Amazon, Google, aber auch Wirecard in ihren Gebieten zwar riesen Fische sind, der Teich aber noch sehr klein ist und sehr viel Potential bietet.

Die zweite Aussage, die mich persönlich weiterhin sehr positiv stimmt, bezog sich auf die Vision für die Zukunft und den dazugehörigen Zeitrahmen. In den nächsten 10-15 Jahren sieht der Vorstand weiterhin ein ungebrochenes Wachstum, weil wir immer noch in den Kinderschuhen stecken, was bargeldloses Bezahlen angeht. Heutzutage werden lediglich 10-15% aller Zahlungen bargeldlos getätigt - voll digitalisiert, also ohne irgendeine Karte oder Kassenterminal, sogar nur 1%. Die Prognose von Wirecard ist, dass in 5 Jahren alle bargeldlosen Zahlungen voll digitalisiert sein werden, also zum Beispiel Bezahlung per Handy.

Die von Wirecard offiziell herausgegebene Vision 2020, die einen Unternehmens-Umsatz von mindestens 2,8 Milliarden Euro vorsieht und deutlich übertroffen werden wird, wird laut dem CEO "nichts" im Vergleich zu den Folgejahren sein.

Mittlerweile ist man mit Wirecard durch die drei, in der Vergangenheit getätigten Zukäufe, auf der ganzen Welt vertreten und konzentriert sich jetzt mehr auf das organische Wachstum, anstatt auf weitere Übernahmen.

Das waren zusammengefasst die wichtigsten Kernaussagen vom Vorstand und man darf sich berechtigte Hoffnung machen, dass sich das ungebrochene Wachstum so fortsetzen wird.

Jetzt folgte die Fragerunde, in der jeder Aktionär aus dem Publikum seine Fragen präsentieren durfte.

Fragestunde der Aktionäre

Bis alle Fragen abgearbeitet waren, dauerte es meiner Erinnerung nach über eine Stunde, denn jeder der 6 Teilnehmer hatte mehrere Fragen, die meist erst nach einer teilweise übertrieben langen Einleitung gestellt wurden. Dabei ging es um viele verschiedene Bereiche. Von der Kritik einer zu niedrigen Dividende bis zu Fragen zum aktuell durch den für Furore sorgenden Konkurrenten Adyen, der am ersten Tag nach Börsengang einen Kursanstieg von 100% verzeichnete. Alle Fragen wurden erst gesammelt und dann am Ende komplett beantwortet. Dabei ging die ein oder andere Frage verloren und die Zeit der Fragensammlung nutzte mein Körper wieder für eine Müdigkeitsattacke.

Manche Ausführungen fand ich etwas seltsam, besonders das Dauerthema der Dividende. Es wirkt schon etwas grotesk, wenn man, nur weil man auch etwas kritischen sagen möchte, sich die Dividende als Punkt herauspickt, obwohl man im vergangenen Jahr 100% Gewinne durch den Kursanstieg gemacht hat. Das wurde auch von einem Folgeredner entgegnet. Wirecard ist nunmal kein Dividendentitel. So lange die Kursanstiege so weiter verlaufen, wie bisher, braucht doch niemand überhaupt eine Dividende.

Wem die Dividende zu gering ist, der könnte sich stattdessen ja auch die Telekom-Aktie kaufen. Da hat man zwar im Durchschnitt geringe Kursgewinne, bekommt aber 5% Dividende. Also 100% Kursgewinn mit Wirecard mit geringer Dividende oder 5% Gewinn mit der Telekom durch die hohe Dividende? Für mich ist eindeutig, was ich bevorzuge.

Wenn man eine Dividendenstrategie verfolgt und fest mit den regelmäßigen Auszahlungen plant, dann ist das Thema natürlich ein anderes - aber dann ist Wirecard auch die falsche Aktie.

Andere Ausführungen waren aber sehr gut vorbereitet und beinhalteten teilweise gute Fragen, größtenteils zum schon angesprochenen Konkurrenten Adyen, den die Firma zwar als starken Konkurrenten, sich selbst jedoch als viel diversifizierter und stärker ansieht.

Stimmabgabe

Nach Beantwortung (fast) aller Fragen, leerte sich der Raum zusehends, während der Notar den Ablauf der Stimmabgabe erläuterte. Hier sollte über die Tagesordnungspunkte abgestimmt werden, zum Beispiel über die vorgeschlagene Dividende oder die Wahl neuer Mitglieder für den Aufsichtsrat.

Auch ich erhob mich irgendwann von meinem Sitz, denn der Satz "wenn sie nichts tun, stimmen sie in allen Punkten mit 'JA'", fiel mehrmals und irgendwann hatte auch ich verstanden, dass ich nichts weiter tun musste.

Ich verließ den Saal durch die Tür, durch die ich ihn auch betreten hatte und mir wurde nun auch klar, warum schon so viele während der Fragerunde den Raum verlassen hatten: Das heiße Buffet war eröffnet! Alle Stehtische waren schon belagert mit Papptellern, gefüllt mit Maultaschen, Sauerkraut mit Würstchen und Hähnchenspießen und dazu ein Weißbier, wir sind ja schließlich in Bayern.

Auch ich probierte zumindest vom Buffet und musste dann ohne Tisch im Stehen essen. Das Essen war ziemlich lecker, aber die Atmosphäre etwas ungemütlich. Der kleine Empfangsraum war sehr voll und laut und ich entschloss mich die Hauptversammlung zu verlassen und wieder Richtung Flughafen zu fahren. Zwar hatte ich noch knapp drei Stunden Zeit aber die Zeit vertreiben könnte ich mir am Airport mindestens genau so gut wie im Konferenzzentrum. Außerdem hatte ich noch etwas Hunger und Lust auf 4 Urbs, ein Schnell-Restaurant im Terminal, in dem man super lecker essen kann.

Also checkte ich ein, bekam trotz anfänglicher Überbuchung glücklicherweise einen Platz, bestellte mir mein Essen, wartete bis zum Boarding-Beginn dort und beendete meinen München-Kurztrip mit dem Flug EW4067 Richtung Dortmund.

Fazit

Zusammenfassend würde ich sagen, dass es ein interessantes Erlebnis war, Teil einer Hauptversammlung zu sein und es einmal mitzuerleben, besonders weil ich ja wirklich begeistert von Wirecard bin. Meine Hoffnung, viele interessante Dinge zu erfahren, die mir bisher nicht bekannt waren, wurde nur teilweise befriedigt.

Für, zusammengestrichen vielleicht 30 interessante Minuten, war der Tag dann doch unverhältnismäßig lang. Käme ich aus der Umgebung, wäre ich wohl in Zukunft öfter vor Ort, mit der langen Anreise ist der Kosten-Nutzen-Faktor jedoch nicht ganz ausgewogen.

Meinen Punkt "Teilnahme an einer Hauptversammlung" auf der Checkliste habe ich somit abgehakt, ein mitreißendes Aha-Erlebnis war das ganze jedoch nicht. Trotzdem kann ich nur jedem empfehlen so etwas zumindest einmal im Leben mitzumachen.

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