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Tesla Flop, Apple Top

  • Marian Rudnik
  • 10. Nov. 2017
  • 6 Min. Lesezeit

Anfang November, also letzte Woche, brachten erst Tesla und dann Apple ihre Unternehmenszahlen für das aktuelle Quartal heraus. Diese, wie der Name schon sagt, alle 3 Monate erscheinenden Informationen, vor allem zu Umsatz und Gewinn werden von der Börse immer mit Argusaugen verfolgt und mitunter kann jede ausgemachte Mini-Schwäche, welche die Erwartungen der Analysten verfehlt, zu einem Kursrutsch führen. Natürlich kann es bei Übertreffen der Erwartungen aber genau so in die andere Richtung laufen.

Da sind die Zahlen von Apple und Tesla ein Paradebeispiel und dies habe ich auch versucht für meine Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu nutzen.

Tesla - Verkauf

Fangen wir mit Tesla an.

Als Inhaber von Tesla-Aktien ist man Kummer bzgl. der Quartalsgewinne gewohnt. So fährt der Konzern fast ausnahmslos jedes Quartal und jedes Jahr Verluste ein. Das ist allerdings für das Geschäftsmodell des seit 2010 an der Börse notierten Unternehmens auch gar nicht verwunderlich. Man reiht sich damit in eine Liste bekannter Firmen ein, zu denen beispielsweise auch Amazon gehört, das anfänglich auch als ein Garant für Geldverbrennung galt.

Als relativ junger Autobauer und Vorreiter im Elektroauto-Geschäft investiert Tesla massiv Geld zum Beispiel in den Aufbau neuer Fabriken, Entwicklung weiterer Fahrzeuge und den Ausbau des Ladenetzes, das weltweit konkurrenzlos ist.

Tesla verschlingt Milliarden, um in die Zukunft zu investieren. Und eben diese Investition in die Zukunft besänftigt normalerweise die Aktionäre trotz neuerlichen Rekordverlusten.

Die aktuellen Quartalszahlen enttäuschten die Anleger jedoch mehr als gewohnt. Dass die Produktionsmenge der Autos immer etwas nach unten korrigiert werden muss, ist schon keine Besonderheit mehr. Diesmal geht es aber um das Model 3 - das Auto für die breite Masse, bei dem es scheinbar doch größere Probleme gibt, die angestrebten Produktionsziele zumindest halbwegs zu erreichen. Hieß es bisher immer, man wolle bis Ende 2017 5000 Model 3 produzieren, wurde das Ziel nun auf Anfang 2018 verschoben.

Diese Herausforderungen, gepaart mit dem Quartals-Rekordverlust von 620 Millionen Dollar(!), bescherte den Tesla-Aktionären schlechte Laune und letztendlich mündete es in einen Abwärts-Sog des Aktienkurses von 320$ auf 300$. Dieses Mal war die Entwicklung, nämlich der fallende Kurs, absehbar. Die Ergebnisse waren schlecht, die Stimmung kippte und einer nach dem anderen verkaufte die Aktie und sprang mit auf den Zug auf. So kommt immer alles ins Rollen und das nutzen beispielsweise Day-Trader aus - diese kurzen und heftigen Bewegungen in die eine oder andere Richtung.

Rational sind die Reaktionen aber nicht immer. Manchmal fällt auch ein Kurs deutlich und ohne ersichtlichen Grund in Folge einer Ergebnis-Veröffentlichung, obwohl die Zahlen traumhaft sind. "Sell on Good News" nennt man das dann in der Börsensprache.

Oder es kann auch passieren, dass der Aktienkurs nach den Zahlen erst einmal 5% in die Knie geht, um dann im Tagesverlauf wieder 10% zu steigen. Aktionäre sind einfach nur Mitläufer, die am besten aber nicht an letzter Stelle stehen, sondern vorne mitlaufen wollen, um die Herde anzuführen.

Dennoch: Selbst wenn man die Zahlen vorher kennen würde, wäre es nicht immer einfach zu erahnen, wie der Markt diese annimmt. Grob einschätzen lässt es sich aber meistens schon.

Zum Zeitpunkt der Herausgabe der Tesla-Quartalszahlen war ich selbst auch in Besitz einiger Aktien und was diese Neuigkeiten für meinen Aktienbestand bedeutete, zeigt folgende Grafik:

Grüne Balken bedeuten, dass der Kurs am Tagesende höher als am Tagesanfang war und rote Balken dementsprechend, dass der Tagesschlusskurs unter dem Eröffnungskurs lag. Die dünnen Linien unter- und oberhalb zeigen die Höchst- und Tiefstkurse im Tagesverlauf.

Hier als Beispiel: Der Pfeil zeigt den Tag der Quartalsergebnisse. Die Tesla Aktie öffnete morgens bei ca. 300$ und schwankte während des Tages zwischen 295$ und 310$ und schloss dann wieder bei knapp unter 300$, deshalb ist der Balken rot.

Meine persönliche untere Grenze, ab wann ich einen Verkauf durchführe, stellt die orangene Linie da (ca 302$). Diese setzte ich auf Grund vergangener Tiefstkurse, wie Ende Mai und Anfang Juli zu sehen. Leider befand sich der Tesla Kurs bei Börsenschluss unter dieser Linie und ich verkaufte. Man hätte die Linie auch noch auf ein anderes Niveau setzen können, aber meine Entscheidung viel auf diese Höhe, auch auf Grund der eher negativen Neuigkeiten.

Wie schon in meinem Post "Was kaufe ich? Wann kaufe ich?" beleuchtet wurde - der bei Interesse auf jeden Fall gelesen werden sollte, da er die Thematik mit den harttechnischen Marken erklärt - kaufe und verkaufe ich fast ausschließlich mit Hilfe von eben diesen Marken. So blieb mir leider nichts anderes übrig, als meinen Depotbestand aufzulösen und mich von den Aktien zu trennen, auch wenn ich von Tesla weiterhin überzeugt bin. Solche Neuigkeiten, wie Unternehmenszahlen, sind stärker als Chart-Marken und in dem Fall wurde die Unterstützung bei 302$ einfach nach unten durchbrochen. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass dieser Abschied für immer ist - wenn sich das Chart-Bild aufhellt und einen erneuten Kauf rechtfertigen, bin ich natürlich wieder dabei.

Apple - Kauf

Durch den Verkauf hatte ich jetzt wieder freies Kapital zur Verfügung und liebäugelte die ganze Zeit schon damit, Apple Aktien zu kaufen und damit meine Position auszubauen. Apple war sowieso die ganze Zeit schon auf meiner Watchlist, weil es in vielerlei Hinsicht ein Vorzeige-Unternehmen ist.

Auf der einen Seite kennt die Produkte so ziemlich jeder auf der ganzen Welt und durch den über die Jahre aufgebauten Hype, vor allem die iPhones betreffend, hat sich Apple zu einer Marke mit sehr hoher Kundenbindung entwickelt. Dadurch wurde die Konkurrenz mehr oder weniger zahnlos gemacht. Einmal Apple, immer Apple. So ist es nunmal häufig.

Auf der anderen Seite sind die Gewinne beachtlich. So wächst das Eigenkapital stetig und Apple verdient grob gesagt mehr, als sie überhaupt ausgeben können. Der Geldberg auf dem Apple sitzt ist mittlerweile auf weit über 100 Milliarden US$ angewachsen und das, obwohl jedes Jahr eine große Menge des verdienten Geldes per Dividende an die Aktionäre geht oder dafür benutzt wird um eigene Aktien zurück zu kaufen.

Um es kurz zu machen: Ich entschied mich, das frei gewordene Geld in Apple Aktien zu investieren - wohlwissend, dass am Tag darauf die Zahlen für das letzte Quartal veröffentlicht werden würden. Aber gerade dieser Aspekt war eher noch ein Punkt FÜR einen Kauf, denn nach und nach hatten sich Gerüchte über einen großen Erfolg des neuen iPhone X verdichtet, was die Aktie in den vergangenen Wochen schon nach oben gepeitscht hatte. Dies hatte den Kurs auf einen neuen Höchststand katapultiert, was wiederum eine Überwindung des Widerstandes bedeutete und ein Kaufsignal auslöste, wie im folgenden Chart zu sehen ist.

Der graue Pfeil zeigt den Zeitpunkt meines Kaufs. Ich hatte vorher die orangene Linie auf Höhe des alten Allzeithochs gesetzt, was am 01.09. mit ca. 165$ erreicht wurde. Mit Überwindung dieser Marke wurde ein Kaufsignal generiert und ich entschied mich für einen Kauf. Am Folgetag, mit erscheinen der Quartalszahlen, gab es einen deutlichen Kurssprung.

Ich kaufte schließlich bei knapp 167$ nach und erwartete voller Spannung die Quartalszahlen am nächsten Tag.

Es ist üblich, dass US Unternehmen ihre Zahlen direkt nach Börsenschluss in den USA, also abends, veröffentlichen. So kam es dann auch. Die Zahlen fielen deutlich besser aus als von den Analysten erwartet. Umsatz und iPhone Verkäufe legten zum Vorjahr deutlich zu.

Als Quartalsgewinn wurden 10,7 Milliarden ausgewiesen. 10,7 Milliarden Gewinn in 3 Monaten! Wahnsinn!

Vor allem aber versetzte der so wichtige Ausblick auf das Jahr 2018 die Börsianer in Wallung. So wurde der Umsatz für das erste Quartal 2018 mit 84 - 87 Milliarden angegeben, was eine Steigerung von bis zu 11% zum Vorjahr bedeutet. Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass ein Anstieg des Gewinns im Vergleich zum vorherigen Jahr einer der wichtigsten Kennzahlen darstellt und langfristig den Aktienkurs nach oben treibt.

Der Vergleich zu den Tesla Zahlen und der daraus resultierenden Reaktion des Aktienkurses ist sehr schön zu ziehen. Während Tesla die Analysten enttäuschte und der Kurs in den Keller rauschte, waren die Apple-Analysten völlig euphorisch. Die Aktien waren begehrt und kletterten um 3% nach oben, was man auch deutlich auf dem Chartbild erkennen kann.

Meine Überlegung, Apple auf Grund der Chart-Konstellation und der von mir erhofften, guten Zahlen zu kaufen, ging voll auf und mittlerweile bin ich gut im Plus. Nun werde ich mich entspannt zurück lehnen und abwarten, wie sich der Aktienkurs entwickelt. Die Vorraussetzungen für einen weiter bestehenden Aufwärtstrend sind auf jeden Fall total gegeben und ich hoffe, auch Tesla bekommt bald wieder die Kurve, damit ich wieder Teil dieses tollen Unternehmens sein kann.

Eine Garantie für steigende Kurse sind meine Analysen natürlich wie immer nicht, doch ich denke, ich habe eine objektive Faktenlage geschaffen, die meine Entscheidungen für mich rechtfertigen und mir, auch bei Verlusten den Mut geben, durchdacht gehandelt zu haben.

Also Tesla Flop, Apple Top? Vom Chartbild und den kurzfristigen Zahlen her im Moment für mich schon - in meiner Beurteilung für die Zukunft aber eindeutig: Tesla Top, Apple Top!

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